11.12.2006 Bavenstedter Galvanik-Betrieb behauptet sich gegen viele Widerstände im internationalen Markt. Klaus Göhring, Alleingesellschafter von Kothe Galvanik, erläutert Finanzminister Hartmut Möllring den Produktionsprozess
Die Energiekosten steigen, die neue Mehrwertsteuer drückt aufs Portemonnaie.Besonders hart trifft es Firmen, die eine energieintensive Produktion haben und dazu noch eine scharfe Konkurrenz in Osteuropa: Kothe Galvanik gehört zu diesen Betrieben im Klammergriff zwischen Kosten und Bürokratie. Und dennoch kann Firmeninhaber Klaus Göhring Finanzminister Hartmut Möllring bei dessen Besuch ein florierendes Unternehmen vorstellen.Als sich der Algermissener Galvaniseurmeister Bernhard Kothe im September 1949 mit einem bescheidenen kleinen Handwerksbetrieb in Bavenstedt niederlässt, ist er einer der ersten Siedler vor den Toren der Stadt. Heute hat das Unternehmen im dicht besiedelten Gewerbegebiet zwei Standorte in der Bavenstedter und in der Siemensstraße, beschäftigt im Drei-Schicht-Betrieb um die 200 Mitarbeiter und liefert als „Lohnveredler“ für Metall- und Maschinenbauer seine oberflächenbehandelten Produkte in alle Welt.
Die schier endlose Zahl von Referenzobjekten zeigt, dass Kothe in der ersten Liga spielt. Fast kein Luxusliner läuft vom Stapel, ohne dass die Galvaniseure aus Bavenstedt nicht die Verkleidung der Kabinen und Shops mit einem Schutzfilm vor dem aggressiven Seewasser versiegelt hätten.Ohne Kothe Galvanik wäre die Fußball-Weltmeisterschaft nahezu undenkbar gewesen, denn sämtliche Tore dort – und in vielen anderen Stadien im In- und Ausland – haben in Bavenstedt ihren charakteristischen weißen Überzug bekommen.
Die Farbpalette ist allerdings nicht auf Weiß beschränkt: 16000 Farbtöne lassen bei der Pulverbeschichtung keine Wünsche offen: Jedes Werkstück wird in Tauchbädern entfettet und gereinigt, danach elektrostatisch mit staubfeinem Pulver belegt, anschließend erhitzt, damit eine dauerhafte Verbindung entsteht. Der Energieaufwand dafür ist hoch. Die galoppierenden Energiepreise sieht Göhring mit Sorge, denn weitergeben, sagt er, könne er die Kosten, die immerhin 15 Prozent der Kalkulation ausmachen, nicht. Dazu kommen mit 60 Prozent die Personalkosten, die am Standort Deutschland weit höher seien al bei den Mitbewerbern in Osteuropa. Ob dort auf die Einhaltung von Umweltschutzauflagen genau so penibel geachtet wird wie hier, steht ebenfalls dahin. „Wir sehen Umweltschutz als Selbstverpflichtung“, versichert der 65-jährige Firmenchef. Allerdings, fügt er an, „stellen wir hier keine Schokolade her“.
Dass sich Kothe Galvanik dennoch erfolgreich am Markt behauptet, verdankt das Unternehmen seiner Vielseitigkeit und Erfahrung: Verzinken, verkupfern, vernickeln, vergolden oder eloxieren: alles kein Problem. Qualitätssicherung wird groß geschrieben, sämtliche Prozesse sind streng durchorganisiert. Blieb ein Werkstück früher 6 Wochen im Betrieb, geht es heute schon nach einer Woche wieder auf Reisen. Wie zum Beispiel die übermannshohen Rahmen, die in der neuen Shanghaier U-Bahn die Verbindung zwischen den Waggons bilden sollen.
„Gewisse Dinge können nur wir“, zeigt sich Göhring selbstbewusst. Kein Wunder, dass auch Stararchitekt Lord Norman Foster beim Umbau des Berliner Reichstags mit seiner berühmten begehbaren Glaskuppel auf die Qualitätsarbeit aus Bavenstedt baute.
Inzwischen steht bei Kothe die nächste Generation in den Startlöchern. Seit September ist Tochter Claudia Göhring Mitgeschäftsführerin. Weil ihr die Qualifikation als Diplom-Kauffrau nicht genügte, hat sie sich auch in die Arbeitsabläufe in den Werkshallen eingearbeitet. „Man muss wissen, wovon man spricht“, schließlich sei jede Menge Technik, Physik und Chemie mit im Spiel.
Von den 42 Betriebsjahren ihres Vaters ist sie zwar noch weit entfernt, doch im Unternehmen ist sie schon seit 1994 tätig und kennt jedes Detail. Denn wie auch ihr Vater will auch sie den Kampf für den Standort fortsetzen und gewinnen.
Quelle: HAZ 03.01.2007
Fotos © Chris Gossmann